Neues aus der Vermögens­verwaltungs­werkstatt

Einmal im Monat informieren wir Sie hier kurz und knapp über die wichtigsten Entwicklungen auf den Märkten.

26.04.2022

In den vergangenen zwei Wochen war einmal mehr die wachsende Leitzinsangst eines der bestimmenden Themen an den Finanzmärkten. In den USA stand dabei die Diskussion um das Ausmass der anstehenden Zinserhöhung im Mai im Vordergrund. Schritt für Schritt liessen immer mehr FOMC-Mitglieder verlauten, dass sie eine Anhebung um 50 Basispunkte (Bp) für angemessen halten. An den Geldterminmärkten wanderten die Leitzinserwartungen in der Folge weiter nach oben. Inzwischen wird bei den nächsten drei Treffen des geldpolitischen Ausschusses der US-Notenbank jeweils mit einer Erhöhung um 50 Bp gerechnet. Bis zum Jahresende gehen die Märkte von einer Straffung um insgesamt 250 Bp aus – der Leitzins wird dann entsprechend bei knapp 3,00% gesehen.
An den Anleihemärkten setzte sich in diesem Zuge der renditeseitige Aufwärtstrend fort. 10-jährige US-Treasuries rentierten in der Spitze bei 2,98% und markierten damit einen neuen vierjährigen Höchststand.

In der Eurozone war eine ähnliche Entwicklung zu beobachten. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen legte bis auf 0,98% zu, was sogar dem höchsten Stand seit sieben Jahren entspricht. Auch hier waren Erwartungen ausgeprägterer geldpolitischer Straffungen der wichtigste Treiber. Zunächst hatte EZB-Präsidentin Christine Lagarde im Rahmen der Pressekonferenz zur Sitzung des geldpolitischen Ausschusses Mitte April noch sehr vage die Möglichkeit in den Raum gestellt, wonach die erste Zinserhöhung unter Umständen schnell nach dem Ende der Anleihenkäufe erfolgen könnte. In der Woche nach Ostern wurden dann gleich vier Ratsmitglieder konkreter. An den Geldterminmärkten wanderte die implizite Wahrscheinlichkeit für eine Leitzinsanhebung bereits im Juli daraufhin auf 90% nach oben. Bis zum Jahresende sind in der Summe inzwischen mehr als drei Schritte um jeweils 25 Bp eingepreist.

Die Aktienmärkte sahen sich von dieser geldpolitischen Seite entsprechendem Gegenwind ausgesetzt. Zunächst kamen vor allem zinssensitive Wachstums-Titel unter Druck. In den USA musste die Technologiebörse NASDAQ weiter Federn lassen. Seit Monatsbeginn summiert sich das Minus inzwischen auf knapp 10%. In Europa verlief die Entwicklung spiegelbildlich. Der Eurostoxx-Growth-Index gab im April in der Spitze um 3,5% nach. Dagegen wies das Pendant der Value-Titel ein Plus von 0,7% aus.
Während die geldpolitische Wende Dividendenpapiere belastete, wurde die jüngste Entwicklung des Ukraine-Kriegs mit Gelassenheit quittiert. Mithin scheint sich hier die Einschätzung durchzusetzen, wonach das Ausbleiben neuer Hiobsbotschaften bereits als gute Nachricht zu werten ist. So konnten DAX und Eurostoxx50 in den vergangenen Tagen, die in der Woche vor Ostern erlittenen Verluste zwischenzeitlich wieder wettmachen, bevor sie am vergangenen Freitag im Zuge wachsender Zinsängste erneut unter Druck kamen.
Im Grossen und Ganzen hat die seit Mitte März bestehende Seitwärtsbewegung der wichtigsten Indizes nach wie vor Bestand.