Interview von Focus Money mit Dr. Gregor Broschinski, Mitglied des Vorstands, zur Auszeichnung des Private Banking als herausragender Vermögensverwalter
„Wir lassen uns stets an sechs definierten Werten messen“
Dr. Gregor Broschinski, Vorstand der Sparkasse Düren, über Nachhaltigkeit, erhöhten Beratungsbedarf und Wege aus der Falle der Null- und Negativzinsen.
Ein immer bedeutenderes Thema ist in jüngster Zeit „Nachhaltigkeit“ geworden. Wie wird diese bei Ihnen verstanden und gelebt?
Für Sparkassen ist Nachhaltigkeit ein natürlicher Teil ihrer DNA im Rahmen des gesetzlich verankerten und öffentlichen Auftrags. Daher umfasst unser Angebot für Kunden nachhaltige Investmentfonds ebenso wie Kredite für nachhaltige Investitionen, wie z.B. Energieeffizienzmaßnahmen. In unserer individuellen Vermögensverwaltung spielen überdies Kriterien der Nachhaltigkeit bei der Auswahl von Aktien eine sichtbare Rolle.
Und was folgt für Ihre vermögenden Kunden daraus?
Unser Geschäftsmodell im Private Banking und der Vermögensverwaltung basiert auf einem nachhaltigen weil eindeutig wertebasierten Ansatz. Die sechs definierten Werte, die wir hier nachvollziehbar verfolgen, sind: Kontinuität, Unabhängigkeit, umfassende Betreuung, Transparenz, Leistung und Innovation. Wie wir im Private Banking agieren, muss sich stets an diesen Werten messen lassen.
Die Digitalisierung verändert auch den Bereich der Vermögensverwaltung stetig und dies mit zunehmender Wucht. Was ändert sich dadurch für Ihre Klientel?
Digitalisierung muss den Kundennutzen erhöhen – so können unsere Kunden sich z.B. auch über Video mit ihrem Berater-/in unterhalten. Das Online Banking der Sparkasse Düren – welches gemäß IBI Institut der Universität Regensburg zu den besten Online Angeboten zählt – ermöglicht Multibankenfähigkeit. Kunden können damit Konten bei unterschiedlichen Banken auf Knopfdruck zu einem Finanzstatus aggregieren. Außerdem ist beispielsweise der online Zugriff auf Vermögensverwaltungsdepots für unsere Kunden möglich.
Wie gehen Ihre Kunden mit Null- und Negativzinsen um? Für Vermögende sei dieses Umfeld kein Problem, sie profitierten sogar davon, ist immer wieder zu lesen.
Der negative Zins hat eine enorme Gravitationskraft auf alle Formen der Vermögensanlage.
Bei den klassischen liquiden Anlagen im Wertpapierbereich wird die Suche nach Alternativen zu negativ verzinsten Rentenanlagen immer intensiver. Hierbei beraten wir verstärkt in innovativen Asset Klassen, wie z.B. Investments in Infrastrukturfonds. Der Anteil in der Asset Allocation vermögender Kunden im Aktienbereich steigt sichtbar an.
Ist die Inflation, wie derzeit häufiger zu hören ist, auf (viele) Jahre hin erledigt – oder wiegen sich die Anleger hier in falscher Sicherheit?
Die Inflation ist in keinster Weise „erledigt“ – vielmehr rechnen wir mit Inflationsraten von knapp 2% in den kommenden Jahren. In Kombination mit negativen Zinsen bei risikolosen Assets ist dies eine sehr schmerzhafte Schere, die im Ergebnis zur Vernichtung von Vermögen führt.
Registrieren Sie in diesem historisch einmaligen Umfeld einen erhöhten Beratungsbedarf der Kundschaft?
Mit der Erkenntnis, dass die Negativzinsphase eben kein Phänomen ist, welches „schon wieder vorbeigehen wird“, sondern uns ganz offensichtlich langfristig begleitet, steigt auch die Motivation der Kunden zur Anpassung ihrer Asset Allocation. Das führt zu einem deutlich erhöhten Beratungsbedarf in unserer Kundschaft.
Ist ein verstärkter Informations- und Orientierungsbedarf auch bei vermögenden Privatkunden zu spüren, die noch nicht Kunde Ihrer Gesellschaft sind? Was bedeutet das für Ihr Geschäft?
Vermögende Kunden sind offener für Gespräche mit einem Institut, von dem sie noch nicht betreut werden und suchen nach Optimierungsmöglichkeiten in der Vermögensanlage. Für uns bietet dies Chancen, denn Nicht-Kunden respektieren den auf Nachhaltigkeit und Kontinuität ausgerichteten Markenkern der Sparkasse Düren.
Zurück zu dem Umfeld verzerrter Zinsen. Teilen Sie die oft geäußerte Einschätzung, Aktien seien heutzutage alternativlos?
Was ist schon alternativlos im Leben? Es gibt immer die Möglichkeit für Plan B, C oder D. Aktien spielen eine größere Rolle in der Vermögensanlage.
Aber auch solide Immobilienanlagen werfen immer noch Ausschüttungen von über 4% p.a. ab, dividendenorientierte Aktienanlagen liefern über 3% p.a. – und innovative Asset Klassen wie Infrastruktur und Private Equity können wertvolle Abrundungen in der Asset Allocation sein.
Die niedrigen Zinsen haben vor allem in den deutschen Großstädten zu einem Immobilien-Boom geführt. Sind auch verstärkte Investments in Immobilien möglicherweise alternativlos?
Die Bruttorenditen in den deutschen Metropolen liegen bei Wohnimmobilien mittlerweile unter 3% p.a. Gemäß dem Motto „kleinere Städte, höhere Renditen“ gehen Investments jetzt eher ins Umland mit Aufschlägen bei der Bruttorendite. Außerdem sind gute geschlossene Immobilienfonds mit langfristigen Mietverträgen und Anfangsausschüttungen von 4% p.a. erhältlich. Gegenüber einer negativ verzinsten Bundesanleihe und bei Inflationsannahmen von knapp 2% p.a. sind die Möglichkeiten schlagend, im Immobilienmarkt bei vertretbaren Risiken langfristig eine positive Rendite zu erzielen.
Der Goldpreis ist in diesem Jahr spürbar gestiegen. Welche Rolle spielt das Edelmetall bei der Vermögensabsicherung?
Die weltweiten Zentralbanken stocken ihre Goldreserven durch Käufe massiv auf. Alleine in 2019 haben Zentralbanken bis Ende August rund 450 Tonnen Gold gekauft. 14 Zentralbanken erhöhten damit ihre Goldreserven um ein Vielfaches. Neben Währungsaspekten spielt hierbei die Absicherung von geopolitischen Risiken eine wesentliche Rolle. Auch wenn der Goldpreis mittlerweile ein Sieben-Jahres Hoch erreicht hat, sollten vermögende Anleger Gold in ihre Asset Allocation aufnehmen.
Welche Investments, die dem Kleinanleger nicht zugänglich sind, machen Sie Ihrer vermögenden Klientel mit besonderem Know-how zugänglich (Private Equity, Infrastruktur, Ackerland, Kunst und weitere Sammler-Märkte)?
In diesen Märkten können wir unseren Kunden entweder investierbare Investmentlösungen anbieten, wie z.B. Infrastrukturfonds oder Private Equity Fonds. In der Kunst besuchen wir mit unseren Kunden z.B. nicht nur jährlich die führende Kunstmesse TEFAF in Maastricht, sondern können in unserem Netzwerk entsprechende Kontakte vermitteln.